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Connectografie

Connectografie ist ein Kunstwort aus dem englischen „to connect“ (verbinden) und „Fotografie“. Mit diesem Wort bezeichne ich eine Kunstform, die ich in den neunziger Jahren kreiert und seit dem weiter entwickelt habe.
Im Grundsatz handelt es sich dabei um Fotografien, die aus vielen Bildern zusammengesetzt werden. Eine Connectografie besteht oft aus neunzig oder mehr einzelnen Fotos.
Im Ansatz ähnelt die Connectografie einem „sphärischen Panorama“ – aber im Gegensatz dazu ist das Endergebnis kein digitales Einzelbild, das, von Winkelfehlern befreit, eine „informative Rundumsicht“ bietet. Bei der Connectografie bleibt jedes einzelne Bild, die auftretenden Verzerrungen und Doppelbelichtungen erhalten. Die finale Montage zum Gesamt-Bildeindruck bleibt dem Auge des Betrachters überlassen.
Ein wichtiger Aspekt der Connectografien ist der Faktor Zeit: Weil das Abfotografieren des gesamten Motivs oft mehr als eine Stunde dauert, schlagen sich Veränderungen im Licht aber auch Bewegungen, z.B. von abgebildeten Menschen, im späteren Gesamtbild nieder.
Eine Connectografie ist darum einerseits die exakte fotografische Abbildung einer realen Szene. Andererseits verfremdet sie diese teilweise bis zur Unkenntlichkeit.
Mit diesem fast paradoxen Charakter spiegelt die Connectografie die menschliche Seh-Physiologie fotografisch wider: Auch wir Menschen sehen unsere Umgebung nicht als ganzheitliches Szenario in einem einzigen Bild – wir haben zwar diesen Eindruck, wenn wir uns visuell in unserer Umgebung orientieren. Tatsächlich aber liefern unsere Augen einen Strom von einzelnen, eng begrenzten Bildeindrücken, die unser Gehirn dann zu einem ganzheitlichen, visuellen Eindruck zusammensetzt. Dieses Gesamtbild ist sozusagen eine „realistische Illusion“ – und diese Bezeichnung trifft auch auf jede Connectografie zu